Ist Whatsapp "böse"?

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Ist Whatsapp "böse"?

Hannover im März 2015 von Stephan Rehfeld

Was ist Whatsapp eigentlich?

WhatsApp ist ursprünglich ein Messenger-Programm, das auf Smartphones installiert werden kann. Es ist aus dem Grund so beliebt geworden, weil man schnell, unkompliziert und in Echtzeit mit anderen Menschen kommunizieren kann. Die Kommunikation erfolgt ähnlich einfach wie mit SMS oder MMS, allerdings fallen keine extra Gebühren an, es wird lediglich Datenvolumen verbraucht. Mit der Zeit wurde die Software WhatsApp weiterentwickelt und man kann nicht nur Text versenden, sondern auch Bilder sowie Filme. Aktuell wird an einer Telefonfunktion gearbeitet und zusätzlich wird die Software auch für den Desktop angeboten.

Was "tut" Whatsapp?

1. Bei der Installation von WhatsApp will die Software auf das Adressbuch des Nutzers zugreifen, verweigert man den Zugriff, kann die App nicht genutzt werden. Die Frage dabei ist, welche Daten aus dem Adressbuch für welchen Zweck verwendet werden? Laut Auskunft von WhatsApp wird aktuell lediglich die Telefonnummer der Adressbucheinträge genutzt, um andere WhatsApp-Nutzer als Kontakt vorgeschlagen zu bekommen.
2. WhatsApp gehört inzwischen zum US-amerikanischen Facebook-Konzern. Die Nachrichten, die zwischen Nutzern ausgetauscht werden, werden auf dem Endgerät des Versenders nach dem aktuellen Stand der Technik verschlüsselt und auf dem Endgerät der Empfänger entschlüsselt (Ende-zu-Ende-Verschlüsselung). Allerdings ist nicht klar, ob für US-Behörden aufgrund des Patriot Acts Hintertüren zur Entschlüsselung in den Algorithmus eingebaut worden sind, d.h. alle Nachrichten doch mitgelesen werden können.
3. Laut Eigenauskunft von WhatsApp werden die versendeten Nachrichten auf Servern von WhatsApp bis zur Abholung der Nachrichten gespeichert. Wird eine Nachricht innerhalb von 30 Tagen nicht abgeholt, wird sie gelöscht. Wird ein WhatsApp-Account gelöscht, so werden laut Eigenauskunft von WhatsApp sämtliche Nutzerdaten gelöscht. Lediglich Rechnungsdaten werden erst 30 Tage nach der Kündigung des
Accounts gelöscht.
4. Laut Eigenauskunft von WhatsApp werden keine Nutzerdaten an Dritte übermittelt.

Profilbildung durch Dritte mit Hilfe des Online-Status

Der Online-Status von WhatsApp-Nutzern kann von allen anderen WhatsApp-Nutzern eingesehen werden. Dies ist eine gewünschte Eigenschaft der Software. Jedoch konnten Forscher der Universität Ulm mit Hilfe des Online-Status den vollständigen Tagesablauf von Nutzern nachvollziehen, vom Aufstehen, über Bürozeiten bis zu Partybesuchen. Privatsphäre sieht anders aus. Inzwischen gibt es auch die frei verfügbare Software „WhatsSpy“, die diese Aufzeichnungen automatisch vornimmt, aber Achtung - ein solches Tracking wird regelmäßig illegal sein.

 

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Ist Whatsapp also böse?

Viele Sicherheitsaspekte beruhen auf Selbstauskünften durch die App-Entwickler und können nicht durch unabhängige Informationssicherheits-Audits nachgeprüft werden. Das wirkliche Sicherheitsniveau der App kann also nicht nachvollzogen werden – das ist „böse“.

Dienstliche Nutzung von Whatsapp auf Diensthandys von Berufsgeheimnisträgern

Eine berufliche Nutzung von WhatsApp bei Berufsgeheimnisträgern, wie Rechtsanwälte, Ärzten oder Steuerberatern, dürfte alleine schon deshalb rechtlich nicht vertretbar sein, da nicht nachgewiesen werden kann, dass Informationen, die dem Berufsgeheimnis unterliegen, durchgehend verschlüsselt sind. Es ist durchaus denkbar – und aufgrund der US-amerikanischen Gesetzgebung auch vorstellbar –, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung durch Hintertüren auf den Servern von WhatsApp aufgebrochen wird.

Private Nutzung von Whatsapp auf Diensthandys von Berufsgeheimnisträgern

Eine private Nutzung von WhatsApp auf Diensthandys ist sehr wahrscheinlich ebenfalls nicht möglich, da die Software die Adressbuchdaten des Smartphones ausliest und bei Berufsgeheimnisträgern bereits das Bestehen eines Kunden-, Patienten oder Mandatsverhältnisses dem Berufsgeheimnis unterliegt. Durch die Übermittlung der Adressbuchdaten werden aber auch sehr wahrscheinlich solche Daten offenbart.

Private Nutzung - Ihre private Entscheidung

Über den privaten Einsatz von WhatsApp muss jeder Nutzer selbst entscheiden, die Vor- und Nachteile sind gegeneinander abzuwägen.
Vielleicht hilft es aber auch, auf einen andern Messenger umzusteigen, wie z.B. die anscheinend datenschutzkonforme Schweizer Lösung Threema. Diese kostet zwar einmalig etwas, doch was ist Ihnen Ihre Privatsphäre wert?

Aktuelles, kurz vor Redaktionsschluss

Die aktuelle Meinung des Berliner Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit zu Instant-Messaging-Dienstenkönnen Sie in seinem Jahresbericht 2014 auf Seite 15 ff. nachlesen. Diese bezieht sich zwar auf Pflegedienste, kann aber analog auf alle Berufsgeheimnisträger übertragen werden.
Den Tätigkeitsbericht 2014 können Sie sich hier herunterladen.